Miteinander
Reden.

Wir möchten Patient*innen und Wegbegleiter*innen mit der Onkopilotin Orientierung geben und Mut machen.
Sie haben noch offene Fragen oder Anmerkungen? Wir freuen uns darauf, von Ihnen zu hören und Ihre Fragen zu beantworten.

Phase 2

Diagnose von metastasiertem Brustkrebs:
Mehr Klarheit bekommen

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Diagnostische Untersuchungen werden unmittelbar nach dem initialen Verdacht einer Erkrankung durchgeführt. Für die Diagnose des metastasierten Brustkrebses stehen zahlreiche Verfahren zur Verfügung, die zum einen zum Ziel haben die Diagnose zu bestätigen, aber auch die Art und Eigenschaften der potenziellen Metastasen zu untersuchen. In diesem Abschnitt erhalten Sie einen Überblick über die aktuell angewandten diagnostischen Maßnahmen.

„Wie geht es mit mir weiter und was bedeutet die Diagnose metastasierter Brustkrebs konkret für mich?“. Wenn Ihre Ärztin/Ihr Arzt einen Verdacht auf metastasierten Brustkrebs geäußert hat, sind weitere Untersuchungen der nächste Schritt, um Ihre Situation besser einordnen und beurteilen zu können. In diesem Abschnitt haben wir die wichtigsten diagnostischen Verfahren für Sie zusammengestellt. Wenn Sie unsicher sind, warum bestimmte Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt werden und andere eventuell nicht, fragen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt – die Auswahl der Verfahren hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Falls Sie sich auf ein Gespräch mit der Ärztin/dem Arzt vorbereiten möchten, finden Sie hier eine nützliche Checkliste für das Diagnose-Gespräch.

Bis alle Untersuchungen abgeschlossen und auch entsprechend ausgewertet sind, kann es etwas dauern. Das Warten auf die Ergebnisse und das erste Gespräch dazu ist für Sie sicher sehr belastend. Es ist also absolut verständlich, wenn es schwierig ist, die Ungewissheit, die Sorgen und Ängste auszuhalten. Vielleicht hilft es Ihnen, sich immer wieder bewusst zu machen, dass jede einzelne Information und jedes Ergebnis wichtig ist, um eine genaue Diagnose zu stellen und damit auch die bestmögliche Therapie finden zu können. Manchen Patient*innen hilft es, sich in der Zeit zwischen den Untersuchungsterminen selbst weiter zu informieren und sich zusätzliches Wissen anzueignen. Versuchen Sie dabei aber, sich bei Ihrer Recherche auf seriöse und offizielle Informationsangebote zu konzentrieren – eine Liste mit seriösen Informationen zum Thema Krebs und Brustkrebs finden Sie hier. Schauen Sie auf die Quelle bzw. den Absender der Informationen: Bei „Dr. Google“ stößt man schnell auf falsche oder unvollständige Informationen. Auch Foren, in denen Patient*innen ihre persönlichen und eventuell negativen Erfahrungen teilen, sind meist kein guter Startpunkt, um sich objektiv zu informieren. Und mindestens genauso wichtig ist: Machen Sie sich möglichst nicht zu sehr „verrückt“ – Sie können selbst keine Diagnose für sich stellen und es kann zu einer enormen zusätzlichen Belastung werden, sich im Kopf verschiedene Szenarien auszumalen, die so dann womöglich gar nicht eintreten.

Soll ich meine Sorgen und Ängste lieber für mich behalten oder mit anderen darüber sprechen? Den einen richtigen Zeitpunkt, um die Menschen aus Ihrem Umfeld über eine mögliche Diagnose von metastasiertem Brustkrebs zu informieren, gibt es wahrscheinlich nicht. Vielleicht tut es Ihnen gut, Ihre*n Partner*in, Freund*innen oder Angehörige von Anfang an einzubeziehen und das Gespräch zu suchen. Oder Sie möchten lieber abwarten, bis Sie selbst mehr Klarheit über Ihre Situation haben und etwas gefestigter sind – entscheidend ist, was Sie für sich als richtig empfinden: Ihre Gefühle sollten immer an erster Stelle stehen. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Personen aus Ihrem Umfeld mit den Informationen vielleicht nicht so umgehen, wie Sie es sich wünschen oder erwarten würden:
Auch für Ihre weiteren Wegbegleiter*innen kann es herausfordernd und schwierig sein, mit Ihnen über die Diagnose zu sprechen. Jeder Mensch geht anders damit um, wenn er oder sie mit schlechten Nachrichten konfrontiert wird. An dieser Stelle finden Wegbegleiter*innen Hilfestellung und Unterstützung.

Insbesondere falls Sie jüngere Kinder haben, empfehlen Psychologen, erst dann mit ihnen über die Erkrankung zu sprechen, wenn eine konkrete Diagnose vorliegt und Sie schon genauer einschätzen können, was auf Sie zukommt. Wenn Sie selbst halbwegs gefestigt sind, können Sie Fragen besser beantworten und so Ihren Kindern mehr Sicherheit geben.

Ein Gedanke, der Ihnen in diesem Zusammenhang vielleicht auch durch den Kopf geht, ist: „Was, wenn ich den Brustkrebs vererbe?“ Vielleicht sind auch schon andere nahe Verwandte aus Ihrer Familie an Brustkrebs erkrankt? Sprechen Sie dies auf jeden Fall im Rahmen Ihrer Diagnosegespräche bei Ihrem Behandlungsteam an und lassen Sie sich unter Umständen auch zum Thema Gentest beraten. Versuchen Sie jedoch, sich keine Vorwürfe zu machen oder Schuldgefühle zu haben – schließlich können Sie Ihre Erbanlagentooltip nicht beeinflussen.

Wie wird metastasierter Brustkrebs diagnostiziert?

Wenn Sie Symptome haben, die auf Metastasen hindeuten könnten, wie z. B. Knochenschmerzen oder Müdigkeit und Kopfschmerzen ungeklärter Ursache, dann sollten Sie Ihre behandelnden Ärzt*innen an Ihre zurückliegende Brustkrebserkrankung erinnern. Vielleicht denken Ihre Ärzt*innen nicht mehr an den Krebs, da er schon einige Jahre zurückliegt. Manchmal kommt auch im Rahmen einer Nachsorgeuntersuchung ein erster Verdacht auf Metastasen auf.

Bildgebende Verfahren bei metastasiertem Brustkrebs – mehr sehen, mehr wissen1

Verschiedene Arten von bildgebenden Verfahren können bei metastasiertem Brustkrebs zum Einsatz kommen, um mögliche Metastasen gezielt in verschiedenen Regionen des Körpers festzustellen. Welche der unten beschriebenen Verfahren bei Ihnen angewendet werden, entscheidet Ihre Ärztin/Ihr Arzt nach Ihrer individuellen Situation.

  • Ultraschall, auch Sonographie, wird angewendet, um Metastasen in Lymphknoten oder inneren Organen des Bauchraums festzustellen.
  • Röntgenuntersuchungen werden durchgeführt, um zum Beispiel Metastasen in der Lunge sichtbar zu machen. Als etablierte Verfahren zur Diagnostik von metastasiertem Brustkrebs werden computertomographische Untersuchung empfohlen.1
  • Eine Computertomografie, oder kurz CT, basiert auf der Röntgen-Technologie und ermöglicht Aufnahmen des gesamten Körpers, die sich in einzelnen Schichten betrachten lassen. Dieses Verfahren ist besonders gut geeignet, um bereits kleinste Veränderungen zu erkennen.
  • Bei der Magnetresonanztomografie (MRT) werden mithilfe von Magnetwellen verschiedene Gewebe des Körpers abgebildet. Ähnlich wie die CT eignet sich die MRT zum Aufspüren kleiner Veränderungen in Geweben.
  • Die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) ermöglicht es, Stoffwechselvorgänge im Körper darzustellen – und so auch den möglicherweise erhöhten Stoffwechsel von Tumorzellen sichtbar zu machen.
  • Mit einer Skelettszintigrafie können Knochenmetastasen nachgewiesen werden. Hierfür wird ein schwach radioaktives Mittel verabreicht, das sich besonders stark im Tumorgewebe bzw. Metastasen anreichert und diese somit sichtbar macht.

In diesen Fällen sind die nächsten Schritte weitere Untersuchungen durch verschiedene Fachärzt*innen, zum Beispiel in einem Brustzentrum. Ziel dieser sogenannten Ausbreitungsdiagnostik ist es festzustellen, ob der Krebs tatsächlich gestreut hat. Dabei werden unterschiedliche diagnostische Verfahren angewendet, über die wir Ihnen hier einen Überblick geben möchten.

Biopsie bei metastasiertem Brustkrebs – kleiner Eingriff1

Eine Biopsie, also die Entnahme einer Gewebeprobe unter örtlicher Betäubung, ist wichtig, um sicherzustellen, dass es sich bei dem auffälligen Gewebe überhaupt um eine Metastase handelt. Die Probe wird dann im Labor genau untersucht, um Aufschluss über die Eigenschaften des Tumors geben zu können. Die so gewonnenen Erkenntnisse unterstützen auch die Wahl der individuell geeigneten Therapie. Da sich die Eigenschaften der Metastasen von der des Ursprungstumors unterscheiden können, ist es oft sinnvoll, von der Metastase eine Probe zu nehmen, auch wenn der Ursprungstumor bereits untersucht wurde. Dies kann vor allem dann der Fall sein, wenn die Ersterkrankung schon länger zurückliegt. Eine Biopsie sollte nach Möglichkeit immer durchgeführt werden, doch je nach Zustand der Patient*in und je nach Lokalisation der Metastase ist dies nicht immer möglich. Ob bei Ihnen eine Biopsie durchgeführt werden kann, entscheidet Ihre Ärztin/Ihr Arzt.

Es gibt verschiedene Arten von Biopsien:

  • Bei einer minimalinvasiven ultraschallgesteuerten Stanzbiopsie wird das Gewebe mit einer Hohlnadel entnommen. Minimalinvasiv bedeutet, dass der Einstich bzw. Einschnitt nur sehr klein ist.
  • Die ebenfalls minimalinvasive computergesteuerte Vakuumbiopsie ermöglicht eine sehr genaue Entnahme einer größeren Gewebemenge mithilfe von Unterdruck.
  • Wenn eine minimalinvasive Methode nicht möglich ist, z. B. wenn sich die Metastase an einer schlecht erreichbaren Stelle befindet, wird bei einer offenen Biopsietooltip das Gewebe bei einer Operation entnommen.

Welche Rolle spielt der Rezeptorstatus bei der Diagnosestellung?

Warum wird das Gewebe (erneut) untersucht?1

Die Auswertung der Gewebeprobe aus der Biopsie ist ein wichtiger Indikator dafür, wie der metastasierte Krebs beschaffen ist. Steigern Hormone sein Wachstum? Oder zeigt er Bindungsstellen für bestimmte Wachstumsfaktoren? Die Antworten auf diese Fragen können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Ihre Ärztin/Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen die bestmögliche Therapie für Sie finden kann: Je nachdem, welche Eigenschaften die Metastase hat, kommen unterschiedliche Therapieformen zum Einsatz. Mehr dazu erfahren Sie unter Therapie.

Hormonrezeptor-positive Tumore/Metastasen: Rezeptoren sind Bindungsstellen auf oder in Zellen, die Signale vermitteln. In der gesunden weiblichen Brust gibt es Rezeptoren für die Hormone Östrogen und Progesteron. Bei Tumorzellen können die Hormone Östrogen oder Progesteron das Tumorwachstum fördern, indem sie an Rezeptoren in den Zellen binden und ein Wachstumssignal an den Zellkern weitergeben. Man untersucht das entnommene Gewebe deshalb darauf, ob die Zellen hormonabhängig wachsen und wie viel Progesteronrezeptor und Östrogenrezeptor in den Zellen nachweisbar ist. Reagieren die Tumorzellen auf die Hormone, dann spricht man auch von hormonabhängigem Brustkrebs. Sind Hormonrezeptoren im Gewebe nachweisbar, bezeichnet man den Tumor als „Hormonrezeptor-positiv“ oder auch als „HR-positiv“. Man unterscheidet auch zwischen „ER+“ (Östrogenrezeptor-positiv) oder „PgR+“ (Progesteronrezeptor-positiv). Diese Tumoren sprechen gut auf eine Antihormontherapietooltip an.

HER2-positive Tumore/Metastasen: HER2 ist ein Rezeptor für den humanen epidermalen Wachstumsfaktor 2. Liegt dieser Rezeptor in hoher Zahl auf den Tumorzellen vor, bezeichnet man den Tumor dann als „HER2-positiv“. Hier kommen zielgerichtete Medikamente gegen den HER2-Rezeptor zum Einsatz.

Was ist triple-negativer Brustkrebs?1,2

Es gibt auch Tumore, die unabhängig von Hormonen wachsen, das Tumorwachstum wird dann nicht durch die Hormone Östrogen und Progesteron gefördert und die Zellen weisen außerdem nur wenige HER2-Rezeptoren auf. Wenn weder Östrogen- noch Progesteron- noch HER2-Rezeptoren auf den Tumorzellen nachweisbar sind, spricht man von einem triple-negativen Mammakarzinom bzw. dreifach-negativen Mammakarzinom oder in der Kurzform: TNBC. Auch Tumore mit einem HER2-low-Status werden zu den TNBC gezählt, wenn keine Hormonrezeptoren auf der Zelle vorhanden sind. Das bedeutet, dass HER2 auf den Oberflächen der Krebszellen nur in geringem Ausmaß nachgewiesen werden kann.

TNBC kann schneller wachsen als andere Brustkrebsarten. Außerdem kann diese Form von Brustkrebs bei erblicher Belastung gehäuft auftreten.3 Beim TNBC können die gegen Hormon- bzw. HER2-Rezeptoren gerichteten Behandlungen nicht angewendet werden, sodass beim TNBC andere Ansatzpunkte für eine Therapie eingesetzt werden müssen. Eine Ausnahme bilden dabei Antikörper-Wirkstoff-Konjugate, die sich gegen HER2 richten und bei HER2-low Brustkrebs eingesetzt werden können. In den letzten Jahren wurden gerade für den TNBC neue und wirksame Behandlungsmethoden entwickelt.

Nachweis von Tumormarkern in Blut und Urin1

Tumormarker sind körpereigene Stoffe, die im Blut oder im Urin nachgewiesen werden können. Sind sie erhöht, kann das auf einen Tumor hindeuten. Allerdings gibt es auch andere Erkrankungen, u.a. Entzündungen, die zu einem Anstieg bestimmter Tumormarker führen. Aus diesem Grund wird die Bestimmung von Tumormarkern nicht zur Diagnosestellung, sondern zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs bzw. des Therapieansprechens genutzt.

Brustkrebs mit erblicher Belastung1

Etwa jeder fünfte bis zehnte Brustkrebs ist erblich bedingt. Dabei spielen besonders zwei Gene eine wichtige Rolle: BRCA1tooltip und BRCA2tooltip Diese Gene enthalten den Bauplan für Proteine, die Schäden in der DNAtooltip reparieren. Wenn eines oder beide dieser Gene verändert sind, haben die Betroffenen eine höhere Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken.

Vielleicht haben Sie in diesem Zusammenhang auch die Begriffe „Keimbahnmutation“ und „somatische Mutation“ gehört?
Unter Keimbahnmutationen versteht man genetische Veränderungen in den Keimzellen, die im Zuge der Befruchtung von den Eltern vererbt werden. Demgegenüber stehen die somatischen Mutationen, die alle anderen Zelltypen des Körpers betreffen und entsprechend auch nicht vererbt werden können.

Wenn in Ihrer Familie bereits gehäuft Fälle von Brustkrebs aufgetreten sind und Sie daher den Verdacht haben, dass in Ihrer Familie eine erbliche Belastung vorliegt, dann lassen Sie sich bei Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt beraten: Es gibt die Möglichkeit, einen Gentest durchzuführen – ein aufklärendes Gespräch kann Sie auch bei der Entscheidung unterstützen, ob Sie diesen Test überhaupt durchführen lassen möchten und wie Sie dann mit dem Ergebnis umgehen.

Referenzen


  1. Patientinnenleitlinie Metastasierter Brustkrebs, Leitlinienprogramm Onkologie, AWMF e.V., DKG e.V., Stiftung Deutsche Krebshilfe, Dezember 2018.
  2. Deutscher Krebsinformationsdienst. HER2-low Brustkrebs: Was ist das eigentlich? Verfügbar unter: https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2023/fk05-her2-low-brustkrebs.php; zuletzt aufgerufen 09/2023
  3. Li S, Lu H, Black M: The current genetic landscape of triple-negative breast cancer. Journal of Laboratory and Precision Medicine, North America, 3, oct. 2018. Verfügbar unter: https://jlpm.amegroups.com/article/view/4590; zuletzt aufgerufen 07/2022

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